Brickmaster René Hoffmeister im Interview

Über René

Rene Hoffmeister baut seit seiner frühen Kindheit leidenschaftlich gern mit LEGO Steinen und hat sein Hobby zum Beruf gemacht.

Seit 1999 betreibt er die größte deutschsprachige LEGO Fan-Webseite der Welt 1000steine.de.

René ist der einzige zertifizierte LEGO Experte in Deutschland (LCP) und bietet mit seinem Team der BrickFabrik professionellen LEGO Modellbau für Messen, Ausstellungen und Firmen an. Für seine Kunden kreiert er LEGO Skulpturen, Modelle und Bilder.

In der zweiten Staffel von LEGO Masters 2020 Deutschland entschied er mit seiner LEGO Expertise als Juror über das Ausscheiden und Weiterkommen der Bautalente.
Brickmaster TV konnte René für ein Interview gewinnen.

LEGO Certified Professional René Hoffmeister in seinem Steinelager

Interview

Lieber René, vielen Dank für die Gelegenheit eines persönlichen Interviews für die deutschsprachige LEGO Masters Fanseite www.brickmaster.tv.

Eine spannende zweite Staffel LEGO Masters liegt hinter uns. Nun kennt dich nicht nur die gesamte LEGO Community, sondern auch ganz Fernsehdeutschland als den „Brickmaster“.

Was hat dich daran gereizt als Juror bei LEGO Masters 2020 teilzunehmen?

Ich habe das australische Original des Formats gesehen und fand es als gelungene Mischung aus Unterhaltung, Spannung und natürlich LEGO. Nach der ersten deutschen Staffel 2018 sah es zunächst so aus, als würde die Show keine zweite Chance bekommen und es hat mich schon gereizt zu schauen, ob ich einen kleinen Teil dazu beitragen kann, das Format doch nochmal im deutschen TV zu etablieren.

Erfreulicherweise ist es gelungen, das TV-Format LEGO Masters im deutschen Fernsehen zu etablieren. Nicht zuletzt auch durch deine sympathische Ausstrahlung und dein kompetentes und souveränes Auftreten als TV-Juror. Allerdings ist es schon eine große Verantwortung der einzige Juror in einem Wettbewerb zu sein.

Wie bist du damit umgegangen allein verantwortlich für das Ausscheiden und Weiterkommen der Kandidaten zu sein? Hättest du dir weitere Jury-Mitglieder an deiner Seite gewünscht?

Ob es weitere Jury Mitglieder gibt stand nicht zur Diskussion. Es gehörte zu den Eckpfeilern des aus Australien übernommenen Konzepts, dass es einen einzelnen Juror gibt, das wurde genauso übernommen wie beispielsweise das Konzept des Goldenen Steins oder die eigens für die Show komponierte Hintergrundmusik.

Wie lief die Entscheidungsfindung ab? Hattest du ausreichend Zeit, um alle Modelle im Detail zu betrachten und dir ein umfassendes Bild über die Leistung der einzelnen Kandidaten zu machen, bevor du deine Entscheidung gefällt hast?

Ja, die Zeit war ausreichend vorhanden, weil ich die Kandidaten während der Bauphasen ja permanent begleitet habe, entweder direkt im Studio oder in der Regie am Bildschirm. Von daher konnte ich praktisch jeden Bauschritt und jedes im Nachgang nicht mehr so präsente Detail in meine Entscheidung einfließen lassen.

Was ist deine Meinung zum goldenen LEGO Stein, der den jeweils besten Kandidaten einer Folge einen wesentlichen Vorteil bei der nächsten Challenge verschafft hat und somit der Chancengleichheit entgegen stand? Hatte das Einfluss auf deine Bewertungen?

Es hatte keinen so großen Einfluss auf die Bewertung als das es kriegsentscheidend gewesen wäre. Von Folge 3 zu  Folge 4 sowieso nicht, da gab es ja nur den  minimalen Punkte-Vorsprung. Von Folge 2 zu Folge 3 ebenfalls nicht, weil Alex und Björn den Stein nicht zu einem baulichen Vorteil genutzt haben. Allein von Folge 1 zu Folge 2 habe ich ihn im Hinterkopf gehabt, weil Varda und Juliane ja tatsächlich einen echten Vorteil hatten, aber auch hier war er nicht maßgeblich entscheidend für meine Bewertung.

Warst du auch schon bei der Kandidatenauswahl und am Casting beteiligt?

Bei der Auswahl der zum Casting eingeladenen potenziellen Kandidaten ja, das war mir auch sehr wichtig. So konnte sichergestellt werden, dass niemand in die engere Auswahl kommt, der vielleicht eigentlich gar nicht richtig bauen kann und „nur mal im Fernsehen“ sein will. Allein zum Casting sind praktisch schon nur wirklich potenziell gut bauende Kandidaten eingeladen worden.

Die Kandidaten-Teams sind sehr vielfältig und bunt gemischt was Alter, Geschlecht und auch ihre Bauerfahrungen betrifft.

War diese Diversität bei Auswahl der Kandidaten wichtig oder ging es einzig und allein darum die besten LEGO Modellbauer Deutschlands zu finden?

Wie bereits zuvor erwähnt: Grundsätzlich gab es für RTL durch das Casting nur Kandidaten zur Auswahl, die grundsätzlich auch „baufachlich liefern“ konnten. Aus diesem Pool wurde dann natürlich sicher auch nach anderen Kriterien die endgültige Kandidatenauswahl getroffen, so dass am Ende nicht einfach sechs Teams „Gute Freunde“ in der Show angetreten sind.

Welche Eigenschaften muss deiner Meinung nach jemand mitbringen, der Kandidat bei LEGO Masters werden möchte?

Natürlich gut frei bauen können, das ist die absolute Grundvoraussetzung. Es wird niemand in der Show glücklich, wenn er nicht das Zeug zum „moccen“ mitbringt (Anmerkung: moccen = ein LEGO Modell aus der eigenen Vorstellung bauen). Und sei es, dass er es erst im Castingprozess so richtig für sich entdeckt und diesbezüglich Potenzial zeigt. Ferner sollten die Kandidaten aber auch nicht auf den Mund gefallen sein und mindestens ein sonstiges erwähnenswertes Merkmal mitbringen. Denn wenn  es unser Anspruch als AFOLs (Anmerkung: AFOL = Erwachsener LEGO Fan) ist, nicht als Nerds rüberzukommen, dann können wir uns halt auch nicht als eine Truppe von grauen Mäusen präsentieren. 😉

LEGO Masters wurde über einige Wochen in Köln aufgezeichnet.

Wie sah ein typischer Drehtag für dich als Juror aus?

Durch Corona war ich 3,5 Wochen durchgängig in Köln, die Drehtage waren jeweils ähnlich: 8:00 Uhr war ich dort um einiges an Bürokram zu erledigen, ab 9:00 Uhr wurde eingekleidet, geschminkt, verkabelt und besprochen und ab 10:00 Uhr bis 17/18:00 Uhr wurde mit Pausen gedreht, in dieser Zeit war ich dann entweder im Studio oder in der Regie, um das Geschehen am Bildschirm zu verfolgen.

Wie war die Zusammenarbeit mit Moderator Daniel Hartwich?

Sehr angenehm. Daniel ist ein bodenständiger, sympathischer Moderations-Profi ohne irgendwelche Allüren.

Warst du jederzeit über alles informiert oder kamen Daniels Aktionen, wie beispielsweise die Halbierung der Bauzeit für die Kandidaten in der dritten Folge, auch für dich überraschend?

Einige kleinere Dinge kamen überraschend, aber das waren nur dramaturgische Spielereien, wie beispielsweise der in Episode 4 vergebene Spitzname „Bricky“. Die größeren Entscheidungen waren vorher alle besprochen und auf das Konzept abgestimmt. Denn auch bei der Halbierung der Zeit wurde  sorgfältig abgewogen, in welchem Maße das vertretbar ist. Denn wirklich niemand hatte  ein Interesse daran, dass am Ende keine schönen Modelle entstehen. Bei diesen Entscheidungen habe ich halt beratend meine Erfahrung mit in den Topf geworfen.

Es gibt neben den faszinierenden LEGO Modellen, die die Kandidaten erschaffen haben, auch jede Menge anderer wunderschöner Modelle in der Show zu sehen, wie beispielsweise die Mega-City in Folge 1, ein Fluchtfahrzeug mit hoher „Swooshability“ in Folge 2 oder auch die drei märchenhaften Modelle für die Ausscheidungs-Challenge in Folge 3.

Sind das alles deine Kreationen, die du für die Show selbst gebaut hast?

Ja, fast alles, was aus LEGO gebaut in der Show zu sehen war, sind meine eigenen Modelle gewesen, von Megacity, Fluchtfahrzeug und Gartenzwerg bis hin zu Buzzer, Pokal und Wahlurne. Das war mir aber auch wichtig, schließlich möchte ich von niemandem etwas verlangen, was ich nicht zumindest ansatzweise auch hinbekommen habe. 😉

Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Spinnen im Twist der ersten Episode und das Steinebrett mit den Wahlsteinen in der vierten Episode von Joachim Klang (Nickname: der_Joe) und Pascal Lenhard (Brickmonster Kalli – LEGO Bauexperte von #BauMitUns) Backstage gebaut wurden. Das gehörte zu Dingen, die im Spaß ad hoc entstanden sind. Joe und Kalli haben noch einige andere Nettigkeiten gebaut, die es dann aber leider jeweils nicht in die endgültigen Schnittfassungen geschafft haben.

Apropos Bauen: Nach welchen Kriterien wurden eigentlich die LEGO Elemente im Raum der Steine zusammengestellt und warst du an der Auswahl beteiligt?

Das war dieselbe Auswahl wie in der australischen Version. Ich habe sie nach Beratungen mit Joe um einige fehlende Steine ergänzt und auch Feedback für künftige Steinepools gegeben.

Kommen wir nun zum Kern von LEGO Masters, den Bauherausforderungen: Aufgrund der Produktionsvorgaben mit starker Anlehnung an die erste australische LEGO Masters Staffel standen die Bauchallenges ja bereits vorab fest.

Wie bist du mit diesen strikten Vorgaben umgegangen und bist du mit den Bauchallenges insgesamt zufrieden, obwohl du dich diesbezüglich nicht mit eigenen Ideen einbringen konntest?

Die Challenges haben sich in Australien bewährt und von daher finde ich es in Ordnung, dass sie für diesen „Zweitstart“ in Deutschland übernommen wurden. Natürlich hätte ich Einiges an Ideen für eigene oder andere Challenges, aber das war für diese Staffel nunmal per se nicht gefragt.

Um nicht mögliche Bau-Challenges einer etwaigen dritten deutschen LEGO Masters Staffel zu verraten, verzichten wir an dieser Stelle auf eine weitere Frage zu deinen Ideen für spannende Bau-Herausforderungen, bleiben aber noch beim Thema Challenges.

Welche war deine Lieblings-Challenge und warum?

Die finale Challenge fand ich am besten, weil sie die meiste Kreativität freigesetzt hat und ich wirklich gespannt war, was die Teams bauen würden. Ich liebe sowieso Überraschungen, davon kann es auch für mich nicht genug geben. 🙂

Gibt es auch eine Bau-Challenge, die du den Kandidaten am liebsten erspart hättest?

Nein, interessant finde ich alles. Das normale Bauen ist ja etwas, was schon vorausgesetzt wurde. Wie man mit zusätzlichen und nicht alltäglichen Rahmenbedingungen umgeht, das ist ja auch für den Gelegenheits-Zuschauer das Interessante.

Beim Stichwort „nicht alltägliche Rahmenbedingungen“ denkt man wohl zuerst an die Spreng-Challenge in Episode 2 bei der es darum ging, die Bauwerke möglichst effektvoll zu sprengen. Das sah in Super-Zeitlupe wirklich spektakulär aus. Allerdings hat man mit so etwas ja für gewöhnlich keinerlei Erfahrungen.

Verfügst du als LCP auch über LEGO Spreng-Expertise oder gab es speziell bei dieser Challenge noch anderweitige professionelle Beratung für die Kandidaten mit Tipps auf was beim Bau der Modelle besonders zu achten ist, um den gewünschten Effekt bei der Sprengung zu erzielen?

Die Kandidaten wurden während der Challenge von zwei Sprengmeistern begleitet. Gemeinsam mit ihnen wurden die Rahmenbedingungen für ein vernünftiges Spreng-Ergebnis durchgesprochen. Ich selbst verfüge über keine Expertise, ich kann höchstens Modelle fallen lassen.

Wenn man sich LEGO Masters im Fernsehen anschaut, dann wird der Eindruck vermittelt, dass der Countdown direkt nach Verkündung der Aufgabe startet und die Kandidaten sofort ins Steine Lager rennen und drauf los bauen.

Ist das tatsächlich so oder gibt es vorab noch detaillierte Briefings und Zeit für die Kandidaten sich Gedanken zu machen und Skizzen anzufertigen, bevor die eigentliche Bauzeit beginnt?

Bei den beiden Entscheidungs-Challenges in Episode 2 und Episode 3 ging es direkt los, ebenso beim Turmbau im großen Finale (Episode 4). Bei den Haupt-Challenges gab es ein detailliertes Briefing, in welchem die Kandidaten nochmal alle entscheidenden Fragen stellen konnten, so dass wirklich alle Teams mit denselben Voraussetzungen in die Challenge starten konnten. Es gab aber nach Start der Challenge keine längere Zeit zum Überlegen, nach dem kurzen Briefing ging es dann wirklich sofort weiter.

Bist du rückblickend mit der Auswahl der Kandidaten zufrieden was ihre Leistung in den einzelnen Bauchallenges anbelangt?

Durchweg ja.

Dann kommen wir abschließend noch zu einer letzten Frage, denn das Wichtigste bei LEGO Masters sind ja die kunstvollen Bauwerke:

Welches Bauwerk der LEGO Masters Kandidaten ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Alle und alle waren auf ihre Art bemerkenswert. Aber einige bleiben schon haften: Ich werde die völlig chaotische Currywurstgeschichte in schöner Erinnerung behalten, auch wenn es bautechnisch nicht für ein Weiterkommen gereicht hat. Die lustige aber ziemlich klobige Mutter Erde (diese Kritik wurde in Episode 1 nicht gezeigt) wird mich noch einige Male zum Lachen bringen. Der Radler (Greif + Fahrrad) als wirklich beeindruckendes Gesamtkunstwerk bleibt mir auch unvergessen. Als völlig abgefahrene Idee empfinde ich nach wie vor den Ohrwurm. Den Vulkan mit seinen  versteckten Details fand ich als „klassisches“ Minifiguren-Diorama besonders spannend. Und was im TV auch nicht ganz so gut rüberkam aber mich auch sehr fasziniert hat, waren die Details im Megacity Bauwerk von Juliane und Varda.

Dann hoffen wir auf eine dritte Ausgabe von LEGO Masters Deutschland mit genauso fantasievoll wie fantastischen Bauwerken wie in der aktuellen zweiten Staffel.

Herzlichen Dank für deine Zeit und das informative Gespräch!